Jahresbericht 2024

 

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Jahresbericht 2024

Männer- und Familientreff Leipzig

Eisenbahnstraße 129, 04315 Leipzig

Ein Projekt des Internationale Frauen Leipzig e.V.

Projektlaufzeit: 01.01.2024 – 31.12.2024

Finanzierung: SAB

 

Inhalt

Einleitung

Ziele 2024

Unser Gemeinschaftsgarten

Wirkung unsere Arbeit

Graphische Darstellung

Reflexion

Fazit und Ausblick


 

Einleitung

Das Männer- und Familientreff Leipzig ist ein Projekt des Trägers Internationale Frauen Leipzig e.V. und wird durch die SAB finanziert. Wir unterstützen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in unterschiedlichen Lebenssituationen – mit besonderem Fokus auf Männer und Familien. Ziel ist es, Orientierung zu geben, Selbstständigkeit zu fördern und langfristig eigene Perspektiven zu entwickeln.

Wir blicken mit Freude auf das Jahr 2024 zurück. Dank der Finanzierung der SAB, der Unterstützung unseres Trägervereins, zahlreicher Kooperationspartner, ehrenamtlicher HelferInnen, SpenderInnen und natürlich unserer KundInnen konnten wir viel erreichen. Dieser Bericht dient sowohl der Transparenz als auch als Dank an alle, die dazu beigetragen haben.

Trotz eines verspäteten Projektstarts im März 2024 haben wir nicht nur die geplanten 130 Aktivitäten umgesetzt, sondern insgesamt 198 Angebote durchgeführt. Damit konnten wir deutlich mehr Menschen erreichen, als ursprünglich erwartet.

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Ziele 2024

Unser Leitziel ist, zugewanderte Männer und Familien, aber auch Frauen, wenn nötig auch kultur-/geschlechtersensibel, darin zu stärken, sich immer selbstständiger im Alltag zu behaupten uns immer besser an den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen des Lebens in Leipzig/Deutschland zu partizipieren. Alles mit dem Ziel gesellschaftlicher Zusammenhalt zwischen LeipzigerInnen mit und ohne Migrationshintergrund zu erstellen, pflegen und stärken.

Das neue Zielgruppe 2024 sind asylbewerbende Männer und Familien aus Venezuela, die in Erstaufnahmeeinrichtungen, Gemeinschaftsunterkünfte und in Wohnungen leben und bisher kaum in Erscheinung getreten sind.

Durch unsere bereits bestehende Kontakte, Mund-zu-Mund Propaganda, MultiplikatorInnen, Kooperationen, unsere Netzwerke und auf soziale Medien werden unsere Angebote geteilt. Auch unser Newsletter. So erreichen wir viele Menschen, mit und ohne Migrationshintergrund und gewinnen neue KundInnen.

Erfolg messen wir an regelmäßiger Teilnahme, Nutzung unserer Beratungsangebote, neuen Kontakten und wachsender Eigeninitiative, sei es durch ehrenamtliches Engagement, Vereinsbeitritt oder den Start in Ausbildung oder Arbeit.

Wir erleben eine steigende Motivation: Viele kommen wieder, um Deutsch zu üben, Netzwerke aufzubauen oder sich für erfahrene Unterstützung zu bedanken, indem sie selbst helfen. Gleichzeitig bleibt die Realität für Migrant*innen herausfordernd, besonders im Berufsleben, wo fehlende Anerkennung von Qualifikationen und bürokratische Hürden oft den Einstieg erschweren. Unsere Aufgabe ist es, Mut zu neuen Wegen zu machen, ohne die Realität aus dem Auge zu verlieren.

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Unser Gemeinschaftsgarten

Wenn Ihr unseren Jahresbericht 2023 gelesen habt, kennt Ihr bereits unseren Garten. Wenn nicht, wir zeigen ihn Euch hier.

Wir stellen uns unser Projekt als einen Gemeinschaftsgarten vor. Ein Garten wächst nur durch Zusammenarbeit, genauso wie unser Projekt.

 Abbildung 1: Unser Gemeinschaftsgarten

Was wir zum Tisch, oder zum Garten bringen, sind z.B.:

Sonne: Motivation, Wertschätzung, Positivität, Fokus und Struktur.

Wasser: Regelmäßige Veranstaltungen - Deutsch Training, Bewegung- und Begegnungsangebote, u. a., die unter anderem zu Motivation, Impuls und Aktivierung dienen.

Nährstoffe: Infoveranstaltungen, Erstorientierung- und Verweisberatung.

Pflege: Realitätscheck, Psychologische Beratung, Begleitung der Prozesse.

Damit die Pflanzen gedeihen, braucht es gute Rahmenbedingungen. Unser Gemeinschaftsgarten wächst nicht im luftleeren Raum; er hat Land, Werkzeuge und Wasserleitungen, die ihn möglich machen: SAB, unser Hauptförderer, die Internationale Frauen Leipzig e.V. als Träger, die Stadt Leipzig und der Freistaat Sachsen und die sozialen Strukturen und Ämter in Deutschland, die den Rahmen für Integration schaffen.

2023 gab es viele zarte Sämlinge – Menschen, die neu zu uns kamen, erste Kontakte knüpften und vorsichtig ihre Wurzeln schlugen. 2024 sind viele davon gewachsen. Einige haben sich fest verankert, manche tragen bereits Früchte: durch Eigeninitiative, ehrenamtliches Engagement oder berufliche Erfolge. Gleichzeitig kamen neue Sämlinge hinzu, die Teil des Gartens geworden sind.

In unserem Gemeinschaftsgarten wächst nicht nur jede Pflanze für sich. Was hier gesät wird, geht weit über den eigenen Topf hinaus und jede bereichert auch den ganzen Garten:

 Abbildung 2: Unser Gemeinschaftsgarten

Früchte: Erfolge, die andere inspirieren, z. B. neue Jobs, Sprachkenntnisse oder abgeschlossene Ausbildungen.

Sauerstoff: frische Ideen, neue Perspektiven und produktives, interkulturelles, demographische und wirtschaftliche Bereicherung für die Gemeinschaft.

Energie: durch aktive Beteiligung, gegenseitige Unterstützung und das Teilen von Wissen.

Vielfalt: unterschiedliche „Pflanzenarten“ sind entscheidend für einen gesunden Garten. Sie helfen, „Schädlinge“ (Hindernisse, Vorurteile) zu überwinden und sorgen für Nährstoffe, von denen andere profitieren.

Resilienz: so wie Kakteen zeigen, dass man auch unter schwierigen Bedingungen wachsen kann, sind viele Teilnehmende ein Beispiel für Stärke und Durchhaltevermögen.

So entsteht ein lebendiges Ökosystem: Alle trägt zum Wachstum bei und das, was zurückgegeben wird, stärkt die Gemeinschaft und unterstützt neue „Sämlinge“.

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Wirkung unsere Arbeit

Unsere Arbeit zielt darauf ab, Menschen dabei zu unterstützen, in Leipzig Fuß zu fassen, eigenständig zu werden und langfristig Perspektiven aufzubauen.

Wir sehen Wirkung dort, wo …

- BesucherInnen regelmäßig an unseren Angeboten teilnehmen,

- Beratungen genutzt werden, um berufliche und soziale Schritte zu planen,

- neue Kontakte entstehen,

- Eigeninitiative wächst – etwa durch ehrenamtliches Engagement, Vereinsbeitritte oder den Start in Ausbildung und Arbeit.

Besonders erfreulich: Viele unserer regelmäßigen BesucherInnen kommen nicht nur, um Hilfe zu erhalten, sondern auch, um anderen etwas zurückzugeben. Manche engagieren sich ehrenamtlich bei uns oder empfehlen unsere Angebote weiter.

Gleichzeitig wissen wir, dass der Weg nicht einfach ist. Qualifikationen aus den Herkunftsländern werden oft nicht anerkannt, bürokratische Prozesse bremsen und die Realität in Deutschland unterscheidet sich stark von den Erwartungen. Unsere Aufgabe ist es deshalb, zu ermutigen, neue Wege zu finden und dabei die Bedeutung von Sprache, Qualifikationen und Netzwerken nicht aus den Augen zu verlieren.

Unsere Angebote fördern nicht nur Wissen und Orientierung, sondern auch die soziale Integration. Besonders durch den Sport sehen wir, wie Menschen Anschluss finden, vor allem Kinder, aber auch Erwachsene. Viele haben sich in Fußballvereinen angemeldet, bleiben dadurch nicht nur körperlich aktiv, sondern knüpfen Freundschaften und werden Teil der Gesellschaft.

Auch emotional wirkt sich die Teilnahme positiv aus. In Teamgesprächen, Rückmeldungen und in der psychologischen Beratung hören wir oft: Menschen fühlen sich weniger isoliert, sind produktiver und gewinnen neuen Lebenssinn. Gerade die psychologische Beratung spielt eine wichtige Rolle: Sie hilft, Ängste und Unsicherheiten zu bewältigen, neue Perspektiven zu entwickeln und ein Gefühl von Zugehörigkeit aufzubauen.

Ein sichtbarer Erfolg unserer Arbeit sind unsere EhrenamtlerInnen. Mehr als 30 Menschen haben uns bei größeren Veranstaltungen unterstützt, und 5 EhrenamtlerInnen sind inzwischen wöchentlich dabei. Fast alle haben selbst Migrationshintergrund und waren zunächst Teilnehmende unserer Angebote oder Ratsuchende in der Beratung. Ihr Engagement ist für uns ein doppeltes Zeichen: Dankbarkeit für die eigene Unterstützung und gleichzeitig der Wunsch, anderen zu helfen. Trotz beruflicher oder zeitlicher Herausforderungen bringen sie sich ein und sind damit ein lebendiges Beispiel für gelungene Integration und aktive Partizipation.

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Graphische Darstellung

Unsere Angebote und Veranstaltungen sind so aufgebaut, dass sie zusammen einem kompletten Paket zur Unterstützung unserer Kundinnen dienen, gleichzeitig stehen sie alleine und sind unterstützend auch, wenn Menschen diese nicht regelmäßig besuchen (können). Durch regelmäßigen Austausch innerhalb des Teams und mit unseren KundInnen können wir unsere Angebote an den Bedürfnisse, Vorschläge und Interessen der KundInnen anpassen. Die 261 Erstorientierung und Verweisberatungen werden nicht mit unter gezählt.

Im Jahr 2024 hatten wir 130 Aktivitäten geplant, jedoch sind insgesamt 198 Angebote durchgeführt worden, darunter 31 unterschiedlichen Veranstaltungsarten. Das ist 68 Aktivitäten mehr als gedacht!

Die Veranstaltungen haben wir diese verständlichkeitshalber in 8 Kategorien unterteilt: Begegnung (Bootsfahrt; Café Orientación; Proyecto Musical; Alte Räume; Neue T(R)äume; DHL Fußball; Kaffeezeit), Sonderberatung (Jobcenter; Psychologische Beratung; Lebenslauf), Bewegung (Empoderamiento; Sport und Spaß), Info (Handwerkskammer; MiA; Caminos de Integración en Alemania; 2. Leipziger Workshop in Sachsen; Mein Raum, dein Raum; Bildung und Arbeitsmarkt in Sachsen), Kunst (Ostern Café; Was wäre, wenn…?; Nikolaus), Spende (Sammelaktion; Sommerspende; Große Winterspende; Spendenaktion – Winter), Sprache (Deutsch Training; Nachhilfe) und Workshop (Psychische Gesundheit und Migration; Herausforderungen im Migrationsprozess; Deutschland, mein neues Zuhause).

 

Veranstaltungsleitung

 

 Abbildung 3: Veranstaltungsleitung

Die Vielfalt unserer Angebote ist nur durch Zusammenarbeit möglich.

Ein Großteil (61,1%) unserer Angebote wird von engagierten Ehrenamtlichen geleitet. Dank unserer Kooperationen konnten weitere 12,6% der Angebote realisiert werden. Dort, wo wir selbst nicht vertreten sind oder andere über spezifischeres Fachwissen verfügen, holen wir uns gezielt Unterstützung. Falls erforderlich, auch auf Honorarbasis (6,1%), um kompetente Fachkräfte zu gewinnen, die wertvolles Wissen an unsere KundInnen weitergeben.

Die Angebote, die nicht durch externe Unterstützung umgesetzt werden können oder in denen unsere eigenen Stärken liegen, übernehmen wir als Team oder individuell (20,2%). Unser Team koordiniert alle Angebote und übernimmt zudem alle Aufgaben, die für die Planung und langfristige Aufrechterhaltung des Projekts erforderlich sind.

Herkunftsländer

1137 Menschen (53% der BesucherInnen) gaben Herkunftsland an. Dies lag teilweise an unseren Teilnehmerlisten, diese sind bereits für 2025 optimiert worden.

 Abbildung 4: Herkunftsländer Weltkarte

 Abbildung 5: TeilnehmerInnen_nach_Kontinent

Unsere BesucherInnen kommen aus ganz Leipzig und sogar darüber hinaus zu den Veranstaltungen! Folgende Karten wurden auf Basis freiwillige Teilnehmerangaben bei „Deutsch Training“ erstellt (837 von 865 Teilnehmenden gaben PLZ an).

 Abbildung 6: TeilnehmerInnen Leipzig

 Abbildung 7: TeilnehmerInnen Sachsen

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Reflexion

Die positiven Wirkungen und die persönliche Entwicklung unserer BesucherInnen sind nur möglich durch unser gut eingespieltes Team. Klare Aufgabenverteilung, regelmäßiger Austausch, gegenseitige Unterstützung und der gemeinsame Wunsch, Wachstum und Verwurzelung unserer KundInnen zu begleiten, ermöglichen es uns, jede Person bestmöglich zu unterstützen. Unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten, Lebenserfahrungen und Fähigkeiten ergänzen sich und jede*r von uns arbeitet kontinuierlich an der eigenen Weiterentwicklung.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist Vertrauen. Durch die jahrelange Arbeit und die Niedrigschwelligkeit unseres Projektes werden wir als Team und als Projekt wahrgenommen und geschätzt. Unsere eigenen Migrationserfahrungen schaffen Nähe, Empathie und Verständnis – wir wissen aus eigener Erfahrung, was duelo migratorio bedeutet. Dieses Vertrauen wirkt weit: Menschen empfehlen uns weiter, und unsere Arbeit wird auch in Gemeinschaftsunterkünften sichtbar. Unsere Zielgruppe, MultiplikatorInnen, Kooperationspartner und NachbarInnen vertrauen darauf, dass sie bei uns Sonne, Wasser, Nährstoffe und Pflege erhalten.

Wichtige PartnerInnen und engagierte Ehrenamtliche tragen maßgeblich zu unserer Arbeit bei – vom Deutsch-Training über psychologische Beratung bis hin zur Unterstützung großer Veranstaltungen. Sie sind nicht nur helfende Hände, sondern auch Vorbilder in ihren Communities.

Natürlich gab es 2024 auch Herausforderungen. Der verspätete Projektstart und personelle Lücken zu Jahresbeginn machten Flexibilität notwendig. Ein besonderer Dank gilt Frau Hernandez Santiesteban und Herrn Paredes Duarte, die in dieser Zeit den Familientreff ehrenamtlich geöffnet hielten, sowie Frau Arizcurinaga für ihre Unterstützung in der Übergangsphase.

Strukturelle Hürden bleiben eine Belastung: Verzögerte Bearbeitungszeiten bei Arbeitserlaubnissen oder bei der Wohnungsvermittlung führen oft zu verlorenen Chancen und Frustration.

Dennoch setzen wir alles daran, Menschen zu stärken, zu motivieren und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen – in der Hoffnung, dass Barrieren in Zukunft weiter abgebaut oder effizient überbrückt werden.

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Fazit und Ausblick

2024 war ein Jahr des Wachstums, nicht nur für unsere Angebote, sondern auch für die Menschen, die zu uns kommen. Wir haben erlebt, wie aus ersten Kontakten regelmäßige Teilnahmen wurden, wie Talente sichtbar wurden und wie BesucherInnen selbst Verantwortung übernommen haben. Unser „Garten“ ist vielfältiger und stärker verwurzelt als je zuvor.

Gleichzeitig hat uns das Jahr gezeigt, dass Integration ein Prozess ist, der Geduld, Ausdauer und ein starkes Netzwerk braucht. Strukturelle Hürden und bürokratische Verzögerungen bleiben eine Herausforderung, aber sie haben uns auch kreativer und flexibler gemacht.

Für 2025 möchten wir:

- unsere Angebote weiterentwickeln, um noch gezielter auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen einzugehen,

- neue Kooperationspartner gewinnen, um zusätzliche Themenfelder und Qualifikationen abzudecken,

- die Verbindung von Beratung und aktiver Teilhabe weiter stärken – vom ersten Gespräch bis zur selbstständigen Beteiligung am gesellschaftlichen Leben,

- mehr Raum für Männer-, Frauen- und Familienangebote schaffen und bestehende Empowerment-Formate ausbauen.

mehr Raum für Männer-, Frauen- und Familienangebote schaffen und bestehende Empowerment-Formate ausbauen.

Gemeinsam mit unseren BesucherInnen, Ehrenamtlichen und PartnerInnen möchten wir weiter säen, pflegen und ernten für eine vielfältige, starke, fähige, produktive und offene Gemeinschaft.

Alle Veranstaltungen auf einem Blick:

Karten und Grafiken wurden mit Hilfe folgende Webseiten erstellt:

https://www.verwaltungsatlas.sachsen.de/kommunalverwaltung-4002.html

https://www.jsonbix.com/interaktive-landkarte-erstellen/mapeditor/?project_id=46455

https://www.mapchart.net/world.html

https://www.canva.com

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